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Ich hatte die Ehre unter "Bulle" Berndt im Filmhaus München an, aus heutiger Sicht, historisch bedeutenden Werbefilme mitwirken zu dürfen. Neudeutsch: er rockte die Werbeszene und ich war Teil des Teams.
War ich Anfangs noch Assistent für Ausstattung und Kostüm, spezialisierte ich mich schnell auf die Präparation für die Packshots benötigten speziellen Produkte/Packungen, kleinere Spezial Effekte und wurde unter anderem der Spezialist für Bier (Ein Glas Bier musste jederzeit für die Aufnahmen "frisch gezapft" aussehen), sowie Autos (die Produkte der Hersteller mussten für jeden Schuss makellos dastehen, Produkte der Mitbewerber durften nicht erkennbar sein).
Diese Fähigkeit wurde damals teuer bezahlt und verschaffte mir allerhand Aufträge aus dem In- und Ausland.
Dazwischen drin baute ich UFOs und Flugzeuge, ließ echte Autos mit Stoff abgedeckt durch die Landschaft fahren, crashte stehende Autos im Studio.
Alles Dinge die heutzutage in NullKommaNix am Computer erstellt werden. Aber mangels (Computer-)Technik drehten wir damals alles live und in Farbe.
Wir taten Dinge die vorher nie jemand gemacht hat - weil wir es wollten und weil wir es konnten.
Anfang der 90er wechselte ich in die Aufnahme- und Produktionsleitung (im Werbefilm) und war für Budgets bis in hohen sechsstelligen Bereiche verantwortlich.
Es folgten Ausflüge in das Seriengeschäft, wozu ich erstmal ein-zwei Stufen die Leiter absteigen musste. Die Verantwortung von sagen wir 900 Tausend beim Werbefilm schließlich was etwas völlig anderes als 900T für eine TV-Serie - leuchtet ein.
So gegen 1993 kam ich zu RKP (auch eine Ehre, danke dir Roman) um dabei zu sein, wie durch Roman Kuhn nicht nur Werbefilm-, sondern auch Spielfilmgeschichte geschrieben wurde.
Mein erster Langfilm als Produktionsleiter "Die Schläfer" läutete eine neue Zeit ein - zu dem ich allerdings nur ein wenig Organisation und Budgetverantwortung beigetragen habe. Die Helden waren die Anderen, allen voran Roman Kuhn. Die Art seiner Inszenierung (und des Schnitts) ist heute gang und Gäbe. Damals vor fast 30 Jahre hatten Redakteure noch Manschetten so etwas der Führungsriege - und Publikum - zu präsentieren.
Während der Dreharbeiten zu "Die Schläfer" reifte in mir ein Gedanke selbst einen "Spielfilm" auf die Beine zu stellen. Ich kannte (fast, haha) alle Komponenten des Filmemachens. Außerdem stand mein 40ster Geburtstag vor der Tür und ein eigener Film wäre doch ein schönes Geschenk. Ich hatte ein paar Kröten auf dem Bankkonto angesammelt, das Budget wäre vorhanden. Warum also nicht.
Eine der Kurzgeschichten von E.W.Heine fand ich als passenden Ausgang für mein Projekt. Den Verlag kontaktiert, die Filmrechte erworben, es konnte also losgehen.
Blöderweise ergab es sich gleichzeitig, daß Alfa Romeo Anfangs 1997 den Launch des 156 ankündigte, eines der anbetungswürdigsten Fahrzeuge in der späteren Geschichte dieser Marke.
Ich war hin und her gerissen. Mein Budget würde sich für einen 156 mit 2-Liter in babyblau ausgehen. Die selbe Summe würde es allerdings auch benötigen um meinen Film zu realisieren.
Am Ende entschied ich, daß sich ein Film öfters an die Wand werfen lässt als ein Alfa.
Ich habe bis dato nie einen 156 gefahren, aber ich habe dann mit Barbara (Gott hab sie selig), Michael, Charley, Stefan und ganz vielen anderen lieben Menschen einen Kurzfilm produziert, der seither von der KurzFilmAgentur Hamburg e.V. ganz rührig vermarktet wird.
Der Film ist HIER zu sehen.